Schuldgeplagte führen besser

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Die Studie: Francis Flynn, Professor an der Stanford Graduate School of Business, unterzog 150 MitarbeiterInnen der Finanzabteilung eines »Fortune«-500-Unternehmens einem psychologischen Standardtest.

Er ermittelte ihre Neigung zu Schuldgefühlen und verglich die Ergebnisse mit Leistungsbewertungen der Beschäftigten.

Flynn fand heraus, dass Menschen, die zu Schuldgefühlen neigen, nicht nur deutlich besseres Feedback von ihren Vorgesetzten erhielten, sie fühlten sich auch stärker an ihre Organisationen gebunden und erhielten von den Kollegen bessere Noten für ihre Führungsfähigkeiten. Die These: Menschen mit Schuldgefühlen sind erfolgreicher und bessere Führungskräfte.

Hat Sie der positive Zusammenhang zwischen Schuldgefühlen, Leistung und Führungskompetenz überrascht?

FLYNN Aus der Sicht eines Forschers ist die Korrelation in der Tat beeindruckend. Und dies, obwohl der Tosca-Test (Test of Self-Conscious Affect), der die Neigung zu Schuldgefühlen misst, und das System zur Leistungsbewertung unterschiedliche Ausrichtungen haben. Die beiden Bewertungssysteme sind unabhängig voneinander. Dennoch zeigt sich in den Forschungen, die ich zusammen mit meiner Koautorin Rebecca Schaumberg durchgeführt habe, ein klarer Zusammenhang. Und nicht nur das. In einer Follow-up-Studie fanden wir heraus, dass stärkere Schuldgefühle mit einer größeren Bindung an das Unternehmen einhergingen. Mitarbeiter, die Schuldgefühle haben, arbeiten härter und heben die Organisation anderen gegenüber eher hervor. Ein überraschendes Ergebnis war auch, dass Schuldgeplagte Entlassungen leichter akzeptieren und durchführen.

Aber wenn sich Führungskräfte schuldig fühlen, weil andere ihre Jobs verlieren, hindert sie das dann nicht daran, die Entlassungen ordnungsgemäß abzuwickeln?

FLYNN Es ist nicht so, dass sie sich schuldig fühlen, weil sie Leute entlassen. Sie fühlen sich vielmehr ihrem Arbeitgeber verpflichtet und akzeptieren Kündigungen als einen Weg, um Kosten zu reduzieren. Sie glauben, es sei ihre Aufgabe, sich als »gute Soldaten« zu erweisen, und wenn es erforderlich scheint, einige wenige zu entlassen, um die Interessen der Mehrheit zu schützen, werden sie nicht zögern. Kurz gesagt, sie räumen den übergeordneten Zielen des Unternehmens Vorrang ein. Sie sehen den Wald und nicht nur die Bäume. Leute mit Schuldgefühlen arbeiten hart, leisten viel und fühlen sich der Organisation und ihren übergeordneten Zielen stark verpflichtet. Klingt nach der idealen Führungskraft.

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Tags: Management & Leadership