Buchtipp: »teaming«

Veröffentlicht am .

Eigentlich könnte man meinen, dass zum Thema »Team« schon alles gesagt und geschrieben ist. Und tatsächlich, wir wissen dazu jede Menge, lernen aber immer wieder gerne was Neues dazu – zum Beispiel über Teamwork in Amöbenform aus dem Buch »teaming« von Amy C. Edmondson.

Von Clemens Stieger

Wir wissen, dass nicht jede Gruppe automatisch ein Team ist, und worauf bei der Zusammensetzung zu achten ist. Wir wissen, dass Unterschiede im Team erst genutzt werden müssen, damit hohe Performance möglich ist. Wir kennen auch die Grenzen von Teams, dass diese nicht automatisch Einzelleistungen und Einzelentscheidungen überlegen sind und vor allem auch Pflege bedürfen.

Allerdings: all dieses Wissen beruht auf der Idee von »statischen Teams«, also Teams die über einen längeren Zeitraum bestehen und sich entsprechend entwickeln können, auch wenn es sich vielleicht nur um Projektteams handelt. Intensiver Wettbewerb, Unberechenbarkeit und ein ständiger Innovationsbedarf führen zu immer stärkeren wechselseitigen Abhängigkeiten und erfordern somit ein noch höheres Maß an Zusammenarbeit und Kommunikation als je zuvor.

Die sich ständig verändernde Art der Arbeit führt dazu, dass sich Teams oftmals fast genauso schnell auflösen wie sie zusammengestellt werden. Was passiert zum Beispiel, wenn Sie in einer Notaufnahme arbeiten, in der sich die Belegschaft in jeder Schicht ändert und sich das Team für jeden Fall oder jeden Klienten komplett ändert? Was ist, wenn Sie Mitglied eines temporären Projektteams sind, das gebildet wurde, um ein einzigartiges Produktionsproblem zu lösen?


Teamwork on the fly

Amy C. Edmondson plädiert in ihrem Buch „teaming – How Organizations Learn, Innovate & Compete in the Knowledge Economy“ dafür, anstelle des Substantivs »Team« das Verb »teaming« zu setzen. Mit dieser Wortschöpfung meint sie eine dynamische Aktivität, keine begrenzte statische Entität. Teaming wird weitgehend durch die Denkweise und die Praxis der Teamarbeit bestimmt, nicht durch das Design und die Strukturen effektiver Teams.

Teaming ist »teamwork on the fly«, also spontanes Teamwork, im Vorbeigehen. Es beinhaltet die Koordination und Zusammenarbeit ohne den Vorteil stabiler Teamstrukturen. Es fordert neue Rahmenbedingungen und neue Kompetenzen von den Teammitgliedern. Mitarbeiter*innen benötigen Neugier und die Bereitschaft, ständig dazuzulernen, ebenso wie den Mut zur Lücke. In gleicher Weise ist die Fähigkeit erforderlich, mit noch unbekannten Menschen zusammenzuarbeiten, ihnen zu vertrauen, Wissen zu teilen. Wir müssen lernen, schneller Zusammenarbeit zu ermöglichen, die nötige »Sicherheit« aufzubauen, leistungsfähig zu werden und auch wieder rascher von Teams Abschied nehmen zu können.

Teaming zeigt einen Ansatz auf, wie eine »fluide Organisation« möglich ist, die – wie eine Amöbe – ständig ihre Form ändert und schnell auf neue Herausforderungen reagieren kann. Zur Diskussion rund um »Agilität« ein wertvoller und gut lesbarer Beitrag – bereits aus dem Jahr 2012.


Amy C. Edmondson: teaming. How Organizations Learn, Innovate, and Compete in the Knowledge Economy.
Gebundene Ausgabe, Englisch, 352 Seiten.
Jossey-Bass Verlag, 2012

 

YOUTUBE-TIPP:

 Die zentrale These von »teaming« erklärt die Autorin Amy Edmondson höchstpersönlich in diesem einminütigen Youtube-Videobeitrag aus dem Jahr 2015.

Tags: Teams Open Innovation Weiterbildung