Storytelling: Wirksamkeit statt Langeweile

Veröffentlicht am .

Wir denken in Geschichten und verarbeiten die Welt um uns herum durch Geschichten. Jeder liebt gute Geschichten – und wir können (und sollten) das auch beruflich nutzen.

Von Bernhard Hötzl

Geschichten helfen uns, eine emotionale Bindung aufzubauen. Im Vergleich zu abstrakter Information haben Geschichten den Vorteil, verständlicher zu sein, stärker im Gedächtnis zu verankern und Sinn stiften zu können.

Viele Unternehmen haben heute hohe Kompetenzen im Einsatz von Storytelling-Techniken entwickelt. Mit deren Hilfe tragen sie Grundsätze nach außen und kommunizieren eindrucksvoll das Selbstbild oder die Marke der Firma. Storytelling kommt ebenso zum Einsatz, wenn es darum geht, Visionen an Mitarbeiter zu vermitteln, zu motivieren oder an gemeinsamen Zielen auszurichten.

Trotzdem bestimmen in zahlreichen Präsentationen und Meetings nach wie vor Bullet-Point-Orgien und farblose Kommunikation den Alltag.

Erinnern Sie sich an das letzte interne Meeting? Was ist Ihnen inhaltlich im Gedächtnis geblieben? Zu welchem Zeitpunkt ging Ihre Konzentration verloren?

»To hell with facts! We need stories!«
(Kenneth Elton Kesey, Schriftsteller)

Das oben erwähnte Meeting hätte auch anders ablaufen können: das Publikum hätte gespannt und mit voller Aufmerksamkeit zugehört, die Inhalte wahrgenommen und sich das Wesentliche gemerkt, die Vortragszeit nicht wie eine Ewigkeit empfunden und am Ende schon positiv auf den nächsten Vortrag gewartet.

7 Tipps für Ihr Storytelling

So können Sie Meetings interessanter, begeisternder und wirksamer gestalten:

1. Bereiten Sie sich gut und rechtzeitig vor

• Wer ist ihr Publikum?
• Welche speziellen Bedürfnisse der Meeting-Teilnehmer müssen beachtet werden?

Danach können Sie beginnen, den Inhalt, die Struktur und dann die Methode vorzubereiten.

2. Erstellen Sie eine klare, verständliche und vollständige Geschichte

Ihre Präsentation sollte aus drei Hauptteilen bestehen – bedenken Sie: ein guter Beginn und ein gutes Ende sind entscheidend!

Eine gute Geschichte besteht in ihren einfachsten Elementen aus Protagonisten, einer Konfliktsituation (Drama) und einer Auflösung der Konfliktsituation. Wer sind die Helden Ihrer Geschichte? Mit welchem Problem sind die Protagonisten konfrontiert und wie wird das Problem gelöst?

Der Beginn: das ist der wichtigste Teil, vielleicht der einzige Teil, den das Publikum hören wird.

Der Mittelteil: der Hauptteil der Präsentation – wo das Publikum harte Beweise suchen wird. Sie müssen entscheiden, wie viele Punkte Sie anführen wollen – nehmen sie sich 3 bis 4 vor. Innerhalb jedes Einzelnen können Unterpunkte sein, aber es sollte klar sein, welche die Hauptpunkte sind.

Der Abschluss: das Ende sollte eine kurze Zusammenfassung und Wiederholung der Kernbotschaften sein – »... für mich ist faszinierend, dass…« – erwähnen Sie den Nutzen, versichern Sie dem Publikum, welches Vertrauen Sie spüren.

3. Zeigen Sie Energie und Begeisterung

Zeigen Sie Ihre Leidenschaft für Ihre Arbeit / Ihre Idee. Verwenden Sie kräftige Wörter wie »außergewöhnlich«, »verblüffend« etc. Bedenken Sie, dass Ihr Publikum erstaunt werden will, nicht eingeschläfert!

Wie können Sie das erreichen?
Wenn Sie das nächste Mal eine Präsentation vorbereiten, überlegen Sie, mit einer Geschichte Ihre eigene Persönlichkeit und Erfahrung einfließen zu lassen. Wenn Sie denken, ein bestimmter Teil Ihres Produkts sei »großartig«, sagen sie es! Seien Sie enthusiastisch!

4. Bringen Sie Zahlen und Fakten in Kontext

Lassen Sie Zahlen und Fakten nie alleine stehen, ergänzen Sie Farben und machen Sie die Zahlen und Fakten verständlicher, indem Sie Geschichten erzählen und Beispiele bringen. Seien Sie persönlich.
Bringen Sie Zahlen in einen Zusammenhang, was bedeuten sie? Wenn Sie beispielsweise über Verkaufszahlen reden, was bedeuten Ihre Zahlen im Kontext des Gesamtmarktes? Stellen Sie Verbindungen für Ihr Publikum her.

5. Setzen Sie auf Überraschungsmomente

Es geht um DEN unvergesslichen Moment in Ihrer Präsentation oder in Ihrem Meeting, an den sich jede(r) erinnert und über den alle reden.
Was ist DER unvergessliche Moment Ihrer Präsentation? Identifizieren Sie ihn im Voraus und stimmen sie die Dramaturgie darauf ab.
Versuchen sie auch, Spannung aufzubauen, z.B.: »wäre es nicht fantastisch, … zu haben? Ob Sie es glauben oder nicht, das ist jetzt möglich!«

6. Gestalten Sie »bebilderte« Slides und nutzen sie die Kraft visueller Unterstützung.

Während die meisten SprecherInnen ihre Slides mit Daten, Text und Tabellen füllen, können Sie das Gegenteil tun. Wir können nicht große Mengen an Information durchlesen und uns merken. Besser ist es, wenn Ihre Slides einfach einige Wörter und/oder ein emotionales und aussagekräftiges Bild je Slide zeigen.

Überlegen Sie, zusätzlich zur PowerPoint Präsentation ein Flipchart bzw. Whiteboard zu verwenden – das kann zusätzlich Spannung erzeugen und die Aufmerksamkeit erhöhen.

Eine besonders interessante Methode fiel kürzlich bei einem Unternehmen auf, welches hauptsächlich über virtuelle Meetings kommuniziert: am Beginn des Meetings wird ein kurzer, themenspezifischer Musikbeitrag gespielt, um alle Meeting Teilnehmer emotional auf die kommende Besprechung einzustimmen.

7. Übung macht den Meister!

Storytelling ist eine hohe Kunst, die viel Übung erfordert. Nutzen Sie jede Gelegenheit im Alltag und im beruflichen Umfeld, um in Geschichten zu kommunizieren und bereiten Sie sich auf wichtige Meetings gut und rechtzeitig vor.


Fazit: Storytelling hat sich schon seit längerem als das ideale Führungswerkzeug für bessere Kommunikation, verständlichere Botschaften, begeisterte Mitarbeiter*innen etabliert. Storytelling eignet sich aber auch für lustvollere Präsentationen in Meetings, von trockenen Bilanzkennzahlen oder bei der Vermittlung von komplexen Sachverhalten.

Expertentipp: auf Youtube oder TED.com finden Sie eine Vielzahl an herausragenden Vorträgen von brillanten Storytelling Experten*innen wie Steve Jobs, Sheryl Sandberg, Dan Pink und vielen mehr.

Tags: Storytelling Meetings