Diversity Management – gel(i)ebte Vielfalt

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Gelebte Vielfalt bedeutet, dass wir uns mit »dem anderen« und mit uns beschäftigen. Diversity Managment, das ist Erfolg durch Vielfalt! Ein Traum und ein Plädoyer von Linda Schönbauer-Brousek, GfP-Trainerin.

Der Traum:

simone hutsch 1182472 unsplash 200xUnlängst auf dem Weg zu einem Termin in einem fremden Unternehmen. Montagmorgen, kurz vor 9 Uhr:

»Wo ist denn hier die Toilette?« »Gleich da hinten links« ... vor Ort die große Verwirrung: VIER Türen... WLB, MGB, WC für Rollstuhlfahrer und T...was??? wer geht denn hier aufs Klo außer Männer und Frauen? Gut. Ich nehme die für Rollstuhlfahrer. Geschäft verrichtet. Weiter in den Besprechungsraum.

Auf dem Weg dorthin auffällig viele Rampen und Noppen am Boden ... egal, nicht ablenken lassen...

Endlich. Der Besprechungsraum. Alle da. Aber etwas ist ungewöhnlich... die viele bunte Kleidung irritiert zwar etwas, in Anbetracht der Tatsache, dass es hier um ein sehr wichtiges Meeting geht ...wenige Anzüge...aber da ist noch etwas... Frauen. Junge Frauen. Bin ich im richtigen Besprechungsraum? Ja...na gut. Wer ist hier »der Führer«? Ah, dort, der ältere Herr muss es sein. Mal schnell rübergehuscht um mich zu versichern, dass mein Vortrag von 10:00-10:30 geplant ist... »Ach, guten Tag Herr Bronner, schön, dass Sie zu uns gefunden haben...jaja, ihr Vortrag ist fix eingeplant...ob wir schlag 10:00 starten hängt noch von Ihren Vorrednern ab, aber wir enden immer pünktlich« ...Augenzwinkern... Die Uhr schlägt 09:00. Das Meeting kann beginnen. Ich habe meinen Platz gefunden und richte gespannt meine Augen auf den »Führer«... doch dann: Ein helles und freundliches »Guten Morgen Allerseits« aus der anderen Richtung! Mein Kopf wirbelt herum und meine Blicke bleiben an einer jungen Frau kleben, die offensichtlich hier die »Führerin« ist. Sie ist aufgestanden und neben ihr steht ein junger Mann der eigenartige Zeichen in die Luft malt...

12:00. Meeting geschafft. Gemeinsamer Ausklang in der Cafeteria. Ich bin völlig erledigt! Brauche dringend einen Kaffee. Jetzt noch ein Platz an einem der Stehtische. Die Männerrunde am Ende des Raumes sieht verlockend »normal« aus... vorbei an dem ersten Grüppchen ... eine Mischung aus Englisch, Türkisch Deutsch weht herüber...der nächste Tisch, die bekannten Zeichen werden wieder in die Luft gemalt. Gleich bin ich da...ich höre Sie schon: »Hallo Horst, wie war dein Wochenende? Warst du wieder mit deinem Mann klettern?« ...

So oder so ähnlich könnte gelebte Diversity – Vielfalt – in Unternehmen aussehen.

Das Plädoyer:

5 Foto LindaSB 1 200x200Diversity Managment, managing Diversity, Erfolg durch Vielfalt! Betriebe aller Größen haben in den letzten Jahren erkannt, dass es an der Zeit ist Türen und Tore für »Anderes, Neues« zu öffnen. In Jahresberichten und auf Hompages wird unter der Rubrik »Diversity« gezeigt, wie offen man agiert. Interkulturelle Teams werden vorgestellt und Mitarbeiter*innen mit unterschiedlichen kulturellen Backgrounds kommen zu Wort. Graphen und Skalen veranschaulichen um wieviel Prozent der Anteil weiblicher Führungskräfte gestiegen ist. Mit bunten Bildern und großen Eurosummen zeigt man, dass der Umbau in ein »behindertengerechtes« Unternehmen gelungen ist.

Das alles sind wunderbare Entwicklungen. Es zeigt, dass Betriebe dazu bereit sind adäquate Rahmenbedingungen zu schaffen und dem Ruf nach Inklusion nachkommen. Denn Inklusion ist mehr als Integration. Inklusion anerkennt und bejaht den Einzelnen in seiner Ganzheit, in seiner Vielfalt und seiner Verschiedenheit. Barrieren in der Gesellschaft sollen beseitigt werden. Das System soll sich anpassen… aber:

Das System sind WIR!

Wir bilden Strukturen und tragen Kulturen in uns. Wir einigen uns auf formale Regeln und leben informelle Regeln. Wir bilden Gruppen, beschließen was »normal« ist und tragen – bewusst oder unbewusst – Vorurteile in uns.

Gelebte Vielfalt bedeutet, dass wir uns mit »dem anderen« und mit uns beschäftigen. Es bedeutet gemeinsam Rahmenbedingungen zu schaffen, die jedem Einzelnen die Möglichkeit geben, in seiner Vielfalt und Verschiedenheit in Erscheinung treten zu können. Dazu gehören Tischgespräche mit Kolleg*innen über das Wochenende ebenso dazu wie die Barrierefreiheit. Übersetzungen für gehörlose Mitarbeiter*innen sowie Bodenmarkierungen für Sehbehinderte. Dazu gehören natürlich junge Mitarbeiter*innen und Frauen in Führungspositionen und Toiletten für women,-lesbians,-bisexuals, (WLB), men-gays-bisexuals (MGB) und transgenders (T).

Es geht um das Sichtbarmachen von Vielfalt in all seinen Facetten. Und es geht vor allem darum, ein WIR zu bilden, in dem jeder so sein kann wie er ist, ohne das Gefühl zu haben, nicht dazu zu gehören.

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