Remote arbeiten – Belastung oder Segen?

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#Beratungssplitter Nr. 20                                  
Alles hat zwei Seiten - auch das Homeoffice.                                                                                                              

Von Reinhard Bacher

antonina bukowska PpwqEpJ9UaQ unsplash230x200»Ich halte das nicht mehr aus – von einem Online-Meeting ins andere, es gibt keine Pause mehr dazwischen, ich will endlich die Leute wieder treffen, ich bin am Abend total erschlagen nach dem ganzen Tag vor dem Bildschirm, …« – der Widerstand gegen den vermehrten Einsatz von Video-Calls wächst! Aber ist das gerechtfertigt?
Unbestritten, es gibt eine ganze Menge von Belastungen, die es zu bewältigen gibt. Bei der Aufzählung oben ist noch nicht mal die Herausforderung des Homeoffice, nämlich in den eigenen vier Wänden eine professionelle Arbeitsumgebung sicherzustellen, erwähnt. Aber ich möchte die Aufmerksamkeit mal weglenken von diesem vollkommen berechtigten Klagen.

Appreciative Inquiry (AI) – wertschätzende Erkundigung – ist eine in den 1980er Jahren entwickelte Methode, die uns da helfen kann. Die Grundidee ist einfach: Menschen und Systeme bewegen sich in die Richtung, in die sie schauen. Und die Fragen, die wir stellen, entscheiden darüber, was wir finden. AI konzentriert sich daher auf die Stärken, das Positive, das Potenzial eines Systems (z. B. Unternehmen, Organisation, Person) und stellt nicht die negativen Punkte in den Vordergrund.
Jetzt lassen Sie mich mal das remote Arbeiten mit dieser »rosa Brille« betrachten:

  • Wir in der GfP sind als Berater*innen-Team sehr verstreut über Österreich verteilt und oft beim Kunden bzw. in Kundenprozessen. Daher waren Abstimmungen und gemeinsame Entwicklungen oft mühsam. Seit einem Jahr sind wir dank Zoom, Teams, Slack und Mural um Häuser schneller und wirksamer in der Abstimmung. Wir warten nicht mehr auf unser nächstes monatliches Treffen, sondern haben mindestens 5-6 sogenannte Synchronisations-Calls pro Woche.
  • Da auch unsere Kunden vermehrt den Vorteil von kurz getakteten Sync-Calls und kürzeren Planungs-Intervallen schätzen (ist der Einführung agiler Prozesse geschuldet), hat sich die Beratungsleistung enorm geändert. Weg von Ganztages-Moderationen und -Workshops hin zu kurzen Impuls-Schulungen, Meeting-Moderationen, Interventionen und Schatten-Coachings. Weg von der Wissensvermittlung hin zu kontinuierlicher Kompetenzentwicklungs-Begleitung.
  • Ich war früher etwa 15 Arbeitswochen pro Jahr nur im Auto oder in Öffis unterwegs. Natürlich kann man es sich einteilen, da auch zu arbeiten – Telefonate, Erledigungen udgl.; aber einmal ehrlich, effektives Arbeiten schaut anders aus.

Also, wenn ich da wertschätzend auf das remote Arbeiten schaue, das möchte ich wirklich nicht mehr missen. Aber man darf die Belastungen nicht schönreden, sondern ich empfehle, da aktiv entgegen zu steuern. Aber bitte nicht mit »back to normal« – entwickeln wir uns weiter, und nutzen wir das, was möglich ist, denn das ist wirklich ein Segen! Und – by the way: wir helfen da natürlich gerne dabei.

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