Wer ist eigentlich der Arbeitgeber?

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#Beratungssplitter Nr. 47
Von Reinhard Bacher

Das Känguru bei Marc-Uwe Kling in den Känguru-Werken lässt daran keinen Zweifel. Bei einer Bewerbung beginnt es das Gespräch mit dem verdutzten Personalchef gleich mit einer Klarstellung: »Ich bin derjenige, der seine Arbeitsleistung zur Verfügung stellt und Sie nehmen diese in Anspruch. Also bin ich der Arbeitgeber und Sie der Arbeitnehmer.« Um dann gleich fortzufahren »Was bieten Sie mir also?«.

Vor über zehn Jahren noch Text eines Autors und Kabarettisten – jetzt tägliche Herausforderung im Rekrutingprozess. In der letzten Wochenend-Ausgabe (6.11.2021) der Tageszeitung »Der Standard« war unter der Überschrift »So wollen sie nicht mehr arbeiten
« zu lesen, dass sich auf den Arbeitsmärkten hochentwickelter Staaten gerade die Machtverhältnisse umkehren. Immer mehr Arbeitnehmer*innen lehnen traditionelle Jobangebote ab, schlagen sogar fixe Vollzeitjob aus. Immer mehr Unternehmen können ihr Geschäft deshalb nicht mehr weiter betreiben.

Laut Aussage führender Personalberatungen beschäftigen gerade die jüngere Generation der Arbeitskräfte vermehrt die Fragen:

  • Bin ich zufrieden und kann ich sinnerfüllt arbeiten?
  • Kann ich dort arbeiten, wo ich lebe?
  • Ist meine Arbeitszeit so gestaltet, dass sie in mein Leben passt?samuel regan asante JjlkGAc4OUM unsplash230x200

Es heißt also nicht mehr hoffentlich bekomme ich den »Job«, sondern »hoffentlich überzeuge ich den/die Mitarbeiter*in«. Und wie reagieren die Unternehmen? Viele klassische patriarchale und hierarchische Unternehmen mit dem Verständnis, dass Mitarbeitende eine Ressource sind, tun sich da enorm schwer. Auch hier gilt: entlernen ist schwieriger als lernen, vor allem, wenn es nicht um Techniken, sondern Verhalten geht. Und es braucht dazu auch eine entsprechende Unternehmenskultur – Kulturentwicklung dauert aber bekannterweise weitaus länger als alle anderen Entwicklungsmaßnahmen.

Was mich so fasziniert, ist, wie überrascht viele Unternehmen von dieser Entwicklung sind. Aber so wie die Auswirkungen des Klimawandels zwar immer deutlicher werden, dieser aber seit Jahren diskutiert und genau so lange negiert wurde, wie die Situation des Gesundheitswesens seit Jahren diskutiert und genau so lange negiert wurde, so ist die Entwicklung am Arbeitsmarkt seit Jahren diskutiert (und genau so lange negiert). Natürlich nicht von allen, aber vielen Unternehmen – und von den politisch Verantwortlichen genauso wie von den Interessensvertretungen. Vieles wird der Einfachheit halber Corona zugeschrieben – Corona ist aber auch hier nur das Brennglas, das den Vorgang beschleunigt. Rasches und konsequentes Handeln ist gefragt.

Unsere Empfehlungen:

  • Machen Sie das Thema Mitarbeiterfindung zur obersten Führungsaufgabe und delegieren Sie es nicht nur an die HR-Verantwortlichen
  • Beginnen Sie, Ihre Mitarbeitenden als Partner*innen und nicht nur als Ressource zu sehen, und investieren Sie in diese Partnerschaft
  • Geben Sie Ihrem Unternehmen mehr Sinn als nur wirtschaftlich erfolgreich zu sein (Ihre Shareholder machen nicht die erforderliche Arbeit), was ist der Purpose des Unternehmens, was würde der Welt abgehen, wenn es das Unternehmen nicht geben würde
  • Investieren Sie in die Unternehmenskultur – entwickeln Sie eine Unternehmensidentität und -kultur, die stolz macht, Teil davon zu sein

»Culture eats strategy for breakfast« hat Peter Drucker einmal gemeint, und empfohlen, dass man, wenn man es eilig hat, mit der Kultur anfangen soll.
Wenn Sie es damit ernst meinen – wir unterstützen Sie gerne!

 

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