Führen wie ein*e Radfahrer*in – ein Kompliment!

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#Beratungssplitter Nr. 63

 Von Eduard Hacker

Dieser wahrscheinlich lustig gemeinte Vergleich zwischen einer Radfahrerin / einem Radfahrer und einer „bestimmten Art“ Führungskraft stört mich schon lang.

Was mich daran stört, ist die Reduktion der Radsportler*innen auf das optisch Wahrnehmbare.

alessandra caretto cAY9X4rPG3g unsplashLiebe Leser*innen, ich mache Ihnen einen Vorschlag: ich beschreibe – in Form von Thesen! – einige Merkmale erfolgreicher Radsportler*innen – ganz subjektiv, ohne Rangordnung der Merkmale und ohne irgendeinen wissenschaftlichen Anspruch oder Anspruch auf Vollständigkeit, und Sie versuchen, jeweils Parallelen zu einer Führungskraft bzw. zur Führungsarbeit herzustellen. Und abschließend beurteilen Sie bitte, ob die Überschrift dieses Beratungssplitters stimmt!

  1. Erfolgreiche Radfahrer*innen wissen, dass es beim Radfahren unter anderem auf die Haltung ankommt. Bei starkem Gegenwind ist es manchmal besser, sich zu ducken, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und kräfteökonomisch (Luftwiderstand steigt nicht linear!) weiterzufahren. Kraftreserven für die Zeit danach aufheben!
    Bei Rückenwind ist es schlau, seine Oberfläche zu vergrößern.
  2. Erfolgreiche Radfahrer*innen steigen erst aufs Rad, nachdem sie sich vergewissert haben, dass die Rahmengröße und die Rahmengeometrie zu ihnen passen. In den meisten Fällen ist zuerst das Rad da, mit Bikefitting kann man wichtige Anpassungen vornehmen, jedoch, wenn der Rahmen auch nur eine Nummer zu groß ist, ist es besser, gesünder und vernünftiger, nicht aufzusteigen, auch wenn das Fahrrad noch so schön glänzt und es nach einer einmaligen Chance aussieht, zum ersehnten Fahrrad zu kommen.
  3. Erfolgreiche Radfahrer*innen beherrschen Fahrtechnik und Fahrtaktik. Sie setzen ihre Kraft gezielt und ökonomisch ein (war Vilfredo Pareto Radsportler?) und holen sich im richtigen Moment Unterstützung.
  4. Erfolgreiche Radfahrer*innen sind reflektiert, sie wissen über ihre Persönlichkeitsstruktur Bescheid (z.B. über ihre Teamfähigkeit, Ausdauer, aktive und passive Begeisterungsfähigkeit etc.) und setzen ihre Persönlichkeitsstruktur authentisch ein.

Und dann gibt es ja noch weitere Aspekte zum Thema Rad und »Radfahrer*in«, die zum guten Image der Radfahrer*innen beitragen:

Räder ...

  • ... sind umweltfreundlich, wahrscheinlich verursacht ihre Produktion relativ wenig CO2-Ausstoß
  • ... brauchen wenig Platz im fließenden wie im ruhenden Verkehr
  • ... halten bei richtigem Gebrauch fit (Volksgesundheit!)
  • ... haben bei richtigem Gebrauch und entsprechender Pflege eine lange Lebensdauer

Und? Wie sieht Ihre Schlussfolgerung aus? Stimmt die Überschrift, wonach »Führen wie ein*e Radfahrer*in« ein Kompliment ist?

Vor zwei Wochen habe ich einen ehemaligen österreichischen Tour-de-France – Teilnehmer persönlich kennengelernt – er ist heute ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann und laut Aussage eines seiner Mitarbeiter eine tolle Führungskraft.

 

 

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