Selbstorganisation braucht Leitplanken

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#Beratungssplitter Nr. 6
»Es wäre schon nett, wenn sich Teams und Organisationen selbst organisieren würden…«                 

Von Clemens Stiegerrodion kutsaev unsplash230x200

Wenn Manager*innen an Selbstorganisation denken, taucht entweder Skepsis (»Das kann nie funktionieren...«, »Meine Mitarbeiter*innen sind noch nicht so weit…«) oder Begeisterung auf, dass dies nun die Lösung aller Probleme ist und als Manager nicht mehr geführt werden muss.
Und dann werden rasch Beispiele und Erlebnisse erzählt. So auch dieses:
»Die letzte Weihnachtsfeier sollte das Team selbstorgansiert planen - von der Idee bis zur Umsetzung. Es war ein Desaster und hat nicht geklappt. Zum Schluss musste ich alles übernehmen und die Stimmung ist nun im Keller«.


Man muss sich natürlich als erster die Frage stellen, warum eigentlich Selbstorganisation notwendig ist (welche »Not« gilt es zu »wenden«?). Oder will man es lediglich »auch« machen, weil es alle gerade tun? Verführerisch ist das Bild allemal: alles läuft von selbst, und dabei wird auch noch glücklich »gegackert« ...
Aber man kann es nicht schönreden: die Umsetzung ist anspruchsvoll. Vor allem deswegen, weil Führung selbst gefordert ist, sich in Frage zu stellen. Es braucht ein Zutrauen in die anderen und die Bereitschaft, ein Vakuum aufzumachen, das dann von anderen gefüllt werden kann. Man muss loslassen und dazu ist Fingerspitzengefühl gefordert. Das kann auch immer zu viel sein und es besteht die Gefahr, dass es nach hinten losgeht. Dass Mitarbeiter*innen grundsätzlich selbstverantwortlich handeln können, liegt auf der Hand. Sonst könnten sie nicht Familien gründen, Häuser bauen, Kredite aufnehmen, etc. Aber ob Führungskräfte das wollen, ist nicht so sicher. Es bleibt nämlich die Frage im Raum, wofür es dann mich als Manager*in noch braucht …

Die Sorge ist jedoch unbegründet: gerade Selbstorganisation braucht Führung! Es braucht Begleitung, Vorbild und auch gewisse Strukturen, die den Weg zeigen. Ohne Führung wird aus Selbstorganisation schnell Selbstüberlassung (Schröder & Oesterreich, 2019). Und das ist sicher das schlimmste, das man einer Organisation antun kann.

 
 
Foto: von Unsplash

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