Braucht es Führungskräfte?

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#Beratungssplitter Nr. 10                            
Führungskräfte gehören zum Inventar in Unternehmen. Warum eigentlich?                               

von Clemens Stieger

»Warum braucht es eigentlich Führungskräfte in eurem Unternehmen, warum braucht es euch?« Das war die Eröffnungsfrage in einem Workshop mit Führungskräften der ersten und zweiten Führungsebene.
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Ergebnis: Längeres Schweigen im Raum.

Die Frage war nicht provokant gemeint. Sie zielt darauf ab, die Leistung von Führung zu hinterfragen. Wir nehmen die Existenz und Notwendigkeit von Führungskräften im Unternehmen als gottgeben an. Aber stimmt das?
Das Bild von Führung ist bei uns stark davon geprägt, dass es jemanden gibt, der (oder die) sagt, wo es langgeht, die (oder der) kontrolliert, überprüft, freigibt, entscheidet. Das beruht auf der Annahme, dass diese Person mehr weiß, alles beurteilen kann, den Überblick hat etc.. Diese Person setzt man dann anderen Personen vor, also als »Vorgestzte*in«. Mit wachsender Komplexität wird das aber immer schwieriger zu erfüllen. Wir brauchen immer mehr Expert*innen in der Leistungserbringung. Und nachdem das  nötige Know-how steigt, kann das eine Person immer weniger überblicken. Das mit dem »vorgesetzt« klappt also immer weniger.

Wozu dann noch Führungskräfte?

Empfehlenswert ist es, hier zunächst nur nach »Führung« zu fragen. Wo und was muss bei uns geführt werden, welche Führungsleistungen werden benötigt? Führung ist dann notwendig, wenn es um gemeinsame Ausrichtung, Sicherstellung von Ressourcen, und Aufrechterhaltung des Betriebs geht. Und da geht es natürlich auch oft um das Treffen von Entscheidungen. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass für Führung eine »Führungskraft«, also EINE Person verantwortlich ist. Führung ist schon wichtig, aber vielleicht nicht immer dort, wo sie bis jetzt gesehen wird. Es zahlt sich also aus, sich die Frage nach dem »Wozu« regelmäßig zu stellen.
Und wenn man noch etwas draufsetzen will: Warum verdienen Führungskräfte oftmals mehr als ihre Mitarbeiter*innen? Aber das ist eine andere Geschichte...

 

 

 

Foto: von Unsplash