Die unwiderstehliche Magie der »Definition of Done«

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 # Beratungssplitter Nr. 17
Arbeiten Sie mit einer To-Do-Liste? Wenn ja, dann kennen Sie sicherlich das zutiefst befriedigende Gefühl, etwas erledigt – also auf der To-Do-Liste ein Hakerl gesetzt zu haben.

Von Alexander Schön

frank mckenna rapubsK714 unsplash230X200Zufriedenheit macht sich breit, man ist stolz auf das Erreichte, mag es noch so klein sein. Neulich habe ich mich sogar erwischt, wie ich – nachdem ich etwas (durchaus Umfassendes) erledigt hatte, was irgendwie gar nicht auf meiner To-Do-Liste stand – nachträglich einen Eintrag in die To-Do-Liste machte, damit ich es abhaken konnte. Pling. Wieder ein Hochgefühl.
Sie haben recht – man kann es auch übertreiben. Aber das Konzept ist bestechend. Daher findet es auch in anderen Kontexten Anwendung. Jeder, der sich schon einmal mit agilen Vorgehensweisen auseinandergesetzt hat, kennt es. Aus Scrum heraus hat sich in diesem Zusammenhang der Begriff des »Definition of Done« etabliert. Er greift den Aspekt des »Hakerl-Setzen« auf und erweitert ihn im Sinne wesentlicher Prinzipien agilen Vorgehens:

  • Jede Arbeit, die Du machst, hat einen Kundennutzen zur Folge (alles andere wäre Beschäftigung, aber keine Arbeit),
  • arbeite in zyklischen und iterativen Schleifen (Sprint-Logik) – so ist Überschaubarkeit und Planbarkeit gegeben, und
  • am Ende eines Sprints liegt ein fertiges Produkt Deiner Arbeit vor.

Aber was heißt fertig? Hier wird das an sich triviale Konzept des erledigt plötzlich ungewöhnlich herausfordernd. In Beratungsprozessen (aber manchmal auch bei einfachen Meeting-Moderationen) erlebe ich es immer wieder, dass es als große Herausforderung empfunden wird, im Vorfeld zu sagen, was hinten rauskommen soll. Mittlerweile hab ich schon ein paar Hypothesen dazu. Gedankliche Fallen dabei sind u.a.

  • Die »Ziel-Ergebnis-Parese« – ein Ergebnis wird mit einem Ziel verwechselt. Ein Ziel ist eine Absichtserklärung, eine Richtungsentscheidung, ein Aufbruch nach xy. Das Ergebnis ist die Feststellung, wo ich letztlich angekommen bin.
  • Die Zukunft. Man kann sie ja nicht vorhersehen und insofern kann ich ja auch nicht sagen, was in x Wochen/y Tagen /z Stunden sein wird.
  • Und festlegen? Uhh, da könnte mich ja jemand in die Pflicht nehmen.
  • Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen habe ich mich nicht getraut. (© Karl Valentin)
  • Die empfundene Abhängigkeit. Ich kann ja nicht, weil B sich nicht beteiligt, oder Ich weiß ja nicht, ob C liefert.

Das hat wenig mit inhaltlicher Schwere zu tun. Das sind Offenbarungseide für den Reifegrad von Kooperation, Kollaboration, Ermächtigung, Commitment, Selbstorganisation und einer Vertrauenskultur.

All jene, die das überwunden haben, erleben ungeahnte Höhenflüge. Oftmals wird das als zu gefühlsbetont oder soft abgetan – wie wenn Freude nicht eine wesentliche Grundvoraussetzung wäre, Leistung zu erbringen. Übrigens: Zufriedenheit ist niemals eine Voraussetzung dafür, Leistung zu erbringen. Es ist immer umgekehrt, Zufriedenheit ist eine Folge von Leistung …

Es ist ein zutiefst erhebendes Gefühl, zum Zeitpunkt eines Reviews (und das muss gar nicht ein Sprint-Review in einem agilen Prozess sein, das gilt auch für den Abschluss eines Meetings oder einem Zwischen-Check in einem Projekt) sagen zu können: Wir sind fertig, wir haben das, was wir uns vorgenommen haben, geschafft.
Die Krone wäre dann noch, in einer Retrospektive festzustellen, was dazu geführt hat, prompt und umfassend zu liefern. Aber das ist eine andere Geschichte (siehe Beratungssplitter #7).

Ach, ja – ich wollte diese Erfahrungen mit Ihnen teilen. Pling. Wieder etwas erledigt.


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