Selbst ist … das Lernen

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Selbstgesteuert, selbstorganisiert oder selbstbestimmt … Im Kontext von neuem Lernen liest und hört man davon, dass Lernen auf viele Weisen geschehen kann oder soll. Was es damit auf sich hat, lernen Sie hier; selbstverständlich.

4 Lernen Matt Artz unsplash 300x200Von Clemens Stieger

Selbst, selbst, selbst… Es ist nicht leicht, die Orientierung zu bewahren. Aber weil diese Begriffe im Zusammenhang mit »neuem Lernen« oft auftauchen, werfen wir einen näheren Blick darauf – und eines gleich vorweg: So neu sind die Begriffe alle nicht.

Die Wurzeln gehen zurück auf die Reformpädagogik der 20er und 30er Jahre, die humanistische Psychologie sowie Kybernetik und Chaostheorie. Aber es gibt zumindest zwei Treiber, die diese Ansätze aktuell machen:

Alter (guter) Wein in (selbstverständlich) neuen Schläuchen

Es geht immer mehr um Individualisierung des Lernens, insbesondere um die spezifische Unterstützung dabei und es wird (hoffentlich) allen bewusster, dass man als Lernende*r Verantwortung übernehmen muss für die eigene Entwicklung. Man kann es auch »Selbstverantwortung« nennen…

Eine Definition und Trennung der Begriffe ist nicht einfach, da sie oft synonym verwendet werden. Wir wagen dennoch einen Versuch:

Lernen wird als selbstgesteuert bezeichnet, wenn der/die Lernende wesentliche Elemente in seinem/ihrem Arbeitsprozess selbst bestimmt:
1) Lernplanung 
2) Lerntätigkeiten 
3) Lernkontrolle 
4) Lernkooperation
Meist wird davon ausgegangen, dass die Selbststeuerung dabei im Rahmen eines mehr oder weniger fremdgesteuerten Lernarrangements erfolgt. Die Lernziele und -inhalte sind oftmals vorgegeben. Werner Sauter sieht daher im selbstgesteuerten Lernen einen ersten Schritt zur Selbstorganisation im Lernen, insbesondere wenn die Mitarbeiter bisher fremdgesteuerte Lehrformate gewohnt sind.

Der Begriff selbstorganisiertes Lernen ist meist allgemeiner und offener gehalten: Im Mittelpunkt stehen die eigenständige Strukturierung und Ordnung des Lernprozesses. Gerade in der heutigen Arbeitswelt müssen sich Mitarbeitende neues Wissen und neue Fähigkeiten in Eigenregie erschließen, ohne dass dafür Lernprozesse geplant sind. Die Lerner*innen definieren ihre individuellen Lernziele selbst und planen ihre Lernprozesse nach ihren Bedürfnissen, die sich aus dem Prozess der Arbeit oder in Praxisprojekten ergeben. Der Lernerfolg ist damit nicht mehr simpel über Tests oder Prüfungen kontrollierbar, sondern am konkreten Ergebnis der Arbeit am Arbeitsplatz.

Im englischsprachigen Raum wird oftmals noch ein Schritt weiter gegangen und in der Tradition der Heutagogik vom selbstbestimmten Lernen geredet („self-determinded“). Damit wird der/die mündige Lernende in den Mittelpunkt des Lernprozess gerückt, der/die selbst über sein/ihr Lernen entscheidet und auch das lebenslange Lernen betont. Lernen wird als selbstgesteuerter aber auch als proaktiver, selbstreflektierter und selbstbewusster Prozess gesehen. Man ist Lehrer*in und Lerner*in zugleich.

Gemeinsam ist allen Begriffen, dass Lernen viel mit Eigenverantwortung der Lernenden zu tun hat. Der Fokus verschiebt sich auf die Lernenden. Jeweils entscheidend für den Lernerfolg ist deren Motivation. Und natürlich wirkt sich das auf das (Selbst-) Verständnis der Learning Professionals aus: Simple Lehrer*innen und Trainer*innen braucht es dann nicht mehr. Wichtig sind sie aber allemal: als Lernbegleiter, Lern-Ermöglicher, Wissens-Manager, Wissens-Kuratoren etc. Also auch sie müssen (um-)lernen – wahrscheinlich auch selbstverantwortlich – wenn sie bestehen bleiben wollen…

 

© Photo by Matt Artz on Unsplash

Tags: Neues Lernen