Hören.Sie.Gut.zu.

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Von Alexander Schön

Sie kennen Clubhouse, oder? Vor einem halben Jahr hätte ich noch nicht darüber schreiben können doch mittlerweile hat sich der Hype ein bisschen gelegt und es scheint, wie wenn Clubhouse gekommen wäre um zu bleiben.
Als Audio-only-App setzt Clubhouse ein paar interessante Kontrapunkte zur derzeit so allgegenwärtigen Videokonferenz: keine Kamera, kein visuelles Teilen von Inhalten, kein gemeinsames Scribbeln auf dem virtuellen Whiteboard – es wird ausschließlich der auditive Kanal bedient.

volodymyr hryshchenko D5 cfqMAY0Y unsplash230X200Es gibt vieles, das für einen Versuch mit Clubhouse spricht. Die Einfachheit der Anwendung, die Gestaltung von individuellen oder öffentlichen Räumen, die klaren und einfachen User Rollen, die Teilnahme über Einladungen u.a.m.

Was mich aber zu diesem Beratungssplitter animiert hat, ist der Umstand der bewussten Reduktion. In meinen Anfängen hab ich mir noch nichts dabei gedacht, mit 30 kg am Rücken in die Berge zu gehen. Mittlerweile haben meine Rücksäcke deutlich weniger. Und es fühlt sich in jeder Hinsicht leichter an …

Umgelegt auf die Situation, in der sich derzeit viele Teams und Führungskräfte befinden, bedeutet das: Überprüfen Sie, wann Sie was wirklich brauchen. Um im obigen Bild zu bleiben: nicht immer müssen die Steigeisen mit, die Trinkflasche aber sehr wohl. Nicht immer braucht ein Meeting eine Kamera oder ein Whiteboard – aber das aufeinander Hören sehr wohl. Denn Hören (im Sinne von hin-hören, auf etwas hören, zu-hören etc.) ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass Begegnung stattfinden kann. Aus Führungsperspektive ist es ein zentrales Element des Führungserfolges.


Im Rahmen eines Coachings habe ich unlängst einer Führungskraft empfohlen, absichtlich mit dem Weglassen des visuellen Sinneskanals zu spielen. Die Herausforderung dabei: Entfallen die nonverbalen und paraverbalen Elemente der Kommunikation sowie zusätzliche Hilfsmittel wie etwa visuelle Reize, muss die ganze Botschaft sozusagen durch ein Nadelöhr: das Mikrofon. Das wiederum braucht ein im Hier-und-jetzt-Sein, eine Klarheit in der Sprache und ein gesprächs-immanentes Arbeiten am gegenseitigen Verständnis.

Der Erfolg war durchschlagend – die bewusste Konzentration auf die Sprache, die notwendige Klarheit im Ausdruck dessen, was jemand will, die Prägnanz der Botschaft, die Feedbackschleifen des gegenseitigen Verstehen-Wollens haben die gesamte Kommunikationskultur im Team verändert.

Untersuchen Sie einmal Ihre Meetings dahingehend, was Sie tatsächlich für eine gelungene Kommunikation brauchen. Ein Synchronisationsmeeting, wo etwa alle Teilnehmer*innen sich gegenseitig nur über den aktuellen Status ihres Tuns informieren, könnte beispielsweise ebenso über Clubhouse stattfinden, wie ein Meeting, wo es nur darum geht, Meinungen zu einem Thema einzuholen.
Probieren Sie Clubhouse-Meetings für Ihr Team aus – Sie werden merken: Ihr Sprechen und Ihr Hören werden sich verändern …

 

Foto: Von Unsplash