Trussst in me, jussst in me …

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#Beratungssplitter Nr. 33                               
Vertrauen und Führung – keine einfache Sache.                                                                             

Von Alexander Schön

Wie lispelt man eigentlich in geschriebener Sprache? Aber ich hab sie ohnehin im Ohr, die Schlange Kaa aus dem Dschungelbuch, wie sie Mogli ins Ohr säuselt, bei ihr sei er sicher. Und sie könne ihm seinen Traum, im Dschungel bleiben zu können, erfüllen.
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»Trust in me, just in me

Shut your eyes and trust in me
You can sleep safe and sound
Knowing I'm around

Slip into silent slumber
Sail on a silver mist
Slowly but surely,
your senses will cease to resist«


Was im Zeichentrickfilm so harmlos dargestellt wird, entpuppt sich gerade jetzt als sehr virulentes Thema: Vertrauen in die Führung. In Gesprächen mit Führungskräften stoßen wir immer wieder zwei grundlegend unterschiedliche Zugänge. Der eine lautet: »Wie schaffe ich es, dass die Mitarbeiter*innen das tun, was das Unternehmen von ihnen verlangt?« Der andere: »Wie kann ich von dem Mitarbeiter*innen erwarten, dass sie mir folgen, wenn ich selbst nicht einmal richtig weiß, wohin?«

Sehr oft korrelieren diese Ansätze mit dem Menschenbild der Führungskräfte. Wie sehen die Führungskräfte Ihrer Organisation die Mitarbeiter*innen? Denken sie eher, dass Menschen nicht gerne arbeiten, Arbeit tendenziell zu vermeiden versuchen, dass sie gezwungen oder bestochen werden müssen, um die angemessene Anstrengung zu entwickeln? Oder dass Menschen sich selbst in Richtung von Zielen, die sie akzeptieren, steuern und regulieren und auch Verantwortung suchen und akzeptieren, wenn die Bedingungen dafür stimmen?

Im ersteren Fall ist es sehr wahrscheinlich, dass ein Spiel gespielt wird, das wir in der Beratung das »Misstrauensdomino« nennen.
Es basiert auf dem Spruch »Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.« Und führt seitens der Führung über leicht verstärkte Kontrolle, verringerten Vertrauensvorschuss, implizites Misstrauen, Bestätigung der Kontrolle, verstärkter Kontrolle und erneutem Kontroll-Reflex zu explizitem Misstrauen. Dem gegenüber steht auf Mitarbeiter-Seite ein erstes implizites Misstrauen, gefolgt von Loyalitätseinbußen, Motivationsverlust, Versuchen, die Kontrollen zu umgehen, Widerstand bis hin zu schädigenden Handlungen. Ein wunderbares Beispiel für eine selbsterfüllende Prophezeiung: wenn ein Stein fällt, reißt er unweigerliche andere mit. Es ist schwer, aus diesem Teufelskreis auszusteigen.

Der Spruch »Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.« wird übrigens Lenin zugeschrieben; angeblich hat er ihn aber so nie gesagt. Überliefert ist hingegen sein Ausspruch »Vertraue, aber kontrolliere nach.« Damit sind wir schon wesentlich näher beim betrieblichen Alltag. Denn damit Vertrauen nicht in eine naive Vertrauensseligkeit abdriftet, braucht es die Schwester-Tugend zum Vertrauen: die Vorsicht. Doch auch die kann man übertreiben und in ein paranoides Misstrauen fallen.

Oder um es mit Bernd Schmid vom ISB in Wiesloch zu sagen: »Auf der anderen Seite vom Pferd gefallen, ist auch nicht geritten.«

Eine abschließende (und doch auch öffnende) Empfehlung: Wenn nichts mehr hilft – probieren Sie es mit Vertrauen.
Wir unterstützen Sie gerne dabei.

 

Foto: Das Dschungelbuch, 1967 von Walt Disney