Lernen ist die intelligente Antwort auf Überforderung
#Beratungssplitter Nr. 34
Von Alexander Schön
Ich melde mich aus dem Urlaub. Denn auch wenn es schräg klingt: Urlaub und Lernen vertragen sich gut.
Urlaubszeit ist auch Reisezeit, aber Reisen in Zeiten wie diesen ist eine Herausforderung. Flugreisen sind ja in mehrerer Hinsicht bedenklich und auch das Auto hinterlässt keinen schlanken ökologischen Fußabdruck. Nachdem ich mir das Pilgern noch etwas aufhebe, ist es dann ein Urlaubsort geworden, den man ganz gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kann (Haus-zu-Haus-Gepäckservice der Bahn inklusive!).
So herausfordernd die Entscheidung für das aktuelle Urlaubsreiseziel war, so einfach war es, das Ziel der gegenwärtigen Lernreise zu definieren – mittlerweile bereits meinem neunten aufeinanderfolgenden 3-Monats-Lernzyklus.
Im Juli 2019 haben wir im Rahmen einer Lern-Initiative begonnen, mit dem System lernOS (in Anlehnung an das offene System für Lebenslanges Lernen und Lernende Organisationen von Simon Dückert (https://cogneon.de/lernos/) zu experimentieren.
Dabei geht es darum, sich für jeweils 12 Wochen ein persönliches Lernziel zu setzen – individuell oder auch eines für die gesamte Lerngruppe – und dieses, unterstützt von einer hilfreichen Struktur, konsequent zu verfolgen. Basis dieses Selbstmanagementsystems für lebenslangen Lernen bildet dabei die Ausgewogenheit im Dreieck Mindset (wie ich die Welt sehe, darüber denke und mich darauf bezogen steuere), Skillset (die Fähigkeiten basierend auf meinem Wissen und meinen Erfahrungen) und Toolset (die Methoden und Werkzeuge, die ich im Alltag verwende).
Was sich am Anfang noch etwas holprig anfühlte, zeigte schnell seine Wirkung. Das erste Quartal 2020 bescherte uns ja bereits den ersten Lockdown – und nun stellten sich unsere ersten Erfahrungen mit dem systematischen Lernen als wahrer Segen heraus. Zu Lernen gab es ja durch die notwendige Umstellung von Präsenzterminen auf ausschließliche Remote-Betreuung sowie die Umwälzungen in der Arbeitswelt genug. Die Technik war noch das geringste dabei. Ich dachte zwar bis dahin, dass ich halbwegs auf der Höhe der Zeit war mit den Entwicklungen rund um meine Profession – muss aber mittlerweile zugaben, dass ich noch nie so viel gelernt habe wie in den letzten eineinhalb Jahren.
Mittlerweile hat sich bei uns in der Lerngruppe das Lernen verselbständigt bzw. institutionalisiert. Wir halten uns zwar noch immer an die grundlegende Form, entwickeln aber unsere Lernpfade selbst, haben die Begleitstrukturen für unsere Bedürfnisse angepasst und freuen uns auf den regelmäßigen wöchentlichen Austausch unserer Lernfortschritte – egal, ob Urlaub oder nicht.
Auch Kunden konnten wir schon für solche Lernreisen begeistern. Und nicht zufällig beschäftigen wir uns in der aktuellen Lernreise mit einem sehr kunden-bezogenen Thema. Es geht um unsere digital literacy – und diese Woche speziell um die Themen hybrides Arbeiten, hybride Workshop-Formate etc.
Wie steht es übrigens mit Ihrer digital literacy? Wir könnten Ihnen da etwas empfehlen …
Aber zurück zum Urlaub. Das heißt auch immer: Lesen, wozu ich sonst nicht komme. Daher sind auch immer 3-4 Bücher in meinem Urlaubsgepäck – meist Fachbücher. Was meine Frau jedes Mal geradezu provoziert, zu fragen, »ob ich eh auch ein g’scheites Buch mithätte … «
Ja, hab ich. Allerdings beschäftigt es sich auch mit Bildung – vornehmlich der Herzensbildung: »Der Neurochirurg, der sein Herz vergessen hatte« von James R. Doty
Einen schönen Urlaub und keep learning!