„So weit sind wir noch nicht…."
Gute Beratung braucht Mut - von beiden Seiten!
von Clemens
„So weit sind wir noch nicht“ - das war eine tatsächliche Aussage eines PE-Leiters eines großen Konzerns, nachdem wir einen Vorschlag für ein Projekt präsentiert haben. Er meinte, dass das Konzept das Team überfordern könnte, es eine simpleren, vertrauteren Zugang benötigt. Interessant dabei war, dass er unseren Argumenten gut gefolgt ist und das Vorgehen sogar schlüssig gefunden hat. Aber irgendwas hat gefehlt…
Was Beratung leisten muss: Schubs & Sicherheit
Auf jeden Fall muss man sagen, uns ist es nicht gelungen, „anschlussfähig“ zu sein, den Kunden abzuholen, wo er gerade steht. Das ist schon ein Anspruch, den Beratung erfüllen muss. Aus unserer Sicht gibt es aber auch einen anderen Anspruch, den gute Beratung liefern muss: Beratung soll auch die Möglichkeit für mehr Wirkung aufzeigen, also die „Stretch-Zone“ aktivieren. Entwicklung ist in der „Komfort-Zone“ kaum möglich. Wir brauchen einen „liebevollen Schubs“ ins Unbequeme, damit wir gefordert sind und wachsen können. Der Mehrwert von Beratung ist daher, Schritte aufzuzeigen, die noch im Neuland liegen. Uns in der GfP ist das ein großer Anspruch, den wir immer liefern wollen. Das erzeugt natürlich immer einen Widerspruch. Beratung muss hier auch genug Sicherheit bieten, damit das „Neue“ gewagt werden kann. In dem Fall ist uns das nicht ganz gelungen.
PE sollte Leuchtturm sein
Skurril an dem Beispiel ist aber auch, dass die Entwicklungsmaßnahme die PE selbst betroffen hat. Es war der Wunsch nach neuen Zugängen und Innovationen, herauskommen aus den ausgetretenen Pfaden. Und das würde ja Sinn machen, dass sich L&D-Abteilungen selbst fordern, um einige Schritte den eigenen internen Kunden voraus zu sein. Denn wie heißt es in unserer Corporate Learning Community so schön: „Wer andere in die Zukunft führen will, muss schon mal da gewesen sein!“ Und da gibt es wirklich viele Möglichkeiten, Ideen und Konzepte. Und viele davon sind gar nicht mehr so neu, aber immer noch unbekannt und ungenutzt.
Diese Zweifel sind ganz normal und werden durch eine wichtige Funktion unseres Gehirns („Entscheidungsreue“, „Nachkaufdissonanz“) ausgelöst.
Gute Beratung braucht Mut - von beiden Seiten
Das Beispiel hat uns auch verdeutlicht, dass wirksame Beratung immer eine Partnerschaft braucht zwischen Berater*innen und Kund*innen. Es braucht Vertrauen in die Beziehung und die „Erlaubnis“, etwas zu wagen. Denn Veränderung und Entwicklung sind natürlich Prozess mit offenem Ausgang.
Wenn wir zurückschauen auf besonders erfolgreiche, wirksame Projekte, so waren es immer diejenigen mit mutigen Kund*innen, die sich darauf eingelassen haben. Die sich fordern ließen, etwas wirklich verändern wollten, uns vertraut haben und mitgegangen sind.
Es gilt daher auch Danke zu sagen, unseren „mutigen“ Kunden, denen wir immer wieder etwas „zumuten“ - und die Erfolge sehen dürfen! Danke!