Aus gebrochenen Neujahrsvorsätzen etwas lernen

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 #Beratungssplitter Nr. 55
Von Clemens Stieger

Mit Ende Jänner sind wir nun endgültig im neuen Jahr angekommen und der Alltag hat uns wieder. Wie im letzten Beratungssplitter beschrieben, sind die meisten Neujahrsvorsätze bis Mitte Jänner über Bord gegangen. In den USA gibt es dazu sogar einen offiziellen „Broken Resolution Day“, der auf den 17. Jänner fällt – der Tag, bis zu dem statistisch gesehen die meisten Neujahrsvorsätze aufgegeben wurden.

drew beamer uejtDqpJ7ig unsplash2Der Start ins Jahr ist neue Jahr beinhaltet die Magie des Neuanfangs: „Alles-ist-möglich“-Gedanken poppen auf sowie der Wunsch, einen Reset-Knopf zu bedienen … und dann neu und anders loszulegen und voller Tatendrang Veränderungen anzugehen. Die Energie und der Antrieb für Veränderung ist in solchen Momenten beeindruckend. Es verdeutlicht die in uns innewohnende Bereitschaft zum Wandel und den Wunsch nach Veränderung.
Doch die Crux mit den gebrochenen Vorhaben beschränkt sich nicht auf die Neujahrsvorsätze. Denn in Organisationen müssen im Betrieb laufend Veränderungen angegangen werden, die oft auch Verhalten von Personen betreffen. Und auch da ist der Erfolg sehr überschaubar: 70 bis 80 Prozent der Change-Projekte scheitern! Es liegt also nicht nur an den Neujahrsvorsätzen…

Aus den verpatzen Neujahrsvorsätze lernen

Die Vorsätze müssen attraktiver werden.
Die von uns selbst gesetzten Ziele (wie beispielsweise „regelmäßig ins Fitness-Center gehen“) sind zwar gesellschaftlich anerkannt und klingen gut, sind für uns selbst aber vielleicht nicht wichtig genug. Das Ergebnis, das „Wozu“ hinter unserem Vorsatz ist uns nicht deutlich genug, um genug Antrieb zu bekommen. Der Fokus müsste mehr auf der Visualisierung des erreichten Zustands liegen: Die Lebensqualität, die sich aus der konsequenten Umsetzung ergibt. Sich selbst als fit und voller Energie vorzustellen ist sicherlich attraktiver als schwitzend und leidend im Fitness-Center…

Die Vorsätze müssen konkreter werden.
Attraktivität des Vorsatzes ist die eine Sache. Genauso wichtig ist auch, dass wir diesen so konkret wie möglich definieren. „Fit werden“, „gesünder essen“, „mehr Zeit mit Freunden verbringen“ etc. sind so unkonkret, dass sie schnell wieder aus unserem Radar verschwinden. Je konkreter, überprüfbarer und genauer unsere Vorsätze sind, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass wir sie einhalten: „Um meine Fitness zu steigern, werde ich zweimal pro Woche ins Fitness-Center gehen – und zwar jeden Dienstag und Freitag vor der Arbeit für mindestens eine Stunde.“

Die Vorsätze müssen langfristig in den eigenen Alltag passen.
Auch bei attraktiven und konkreten Vorsätzen gibt es noch eine große Hürde: die mangelnde Zeit. Das ist mit Abstand der stärkste Gegner! Den guten Vorsätzen müssen wir also nicht nur Bedeutung, sondern insbesondere auch Zeit einräumen, um sie langfristig einhalten zu können. Die Herausforderung besteht darin, dass die gewünschten Verhaltensweisen zu Gewohnheiten werden und damit einen fixen Platz in unserem Alltag einnehmen. Entscheidend ist es, schon bei der Formulierung einen Realitätscheck zu machen.

»Tiny-Habits-Methode« – Wie Vorsätze in Gewohnheiten übergehen!

Der US-amerikanische Verhaltensforscher B.J. Fogg forscht an der Stanford University, wie Menschen ihr Verhalten nachhaltig verändern können. Weil Motivation und Willenskraft alleine meistens nicht reichten, ist aus seiner Sicht die Erarbeitung von vielen kleinen Routinen entscheidend. Er nennt dieses Vorgehen die »Tiny-Habits-Methode«, um systematisch die Vorsätze als Gewohnheiten im Alltag zu verankern. Dabei geht es darum, möglichst kleine Verhaltensweisen zu identifizieren, die zum eigenen Veränderungsziel beitragen und leicht erfüllbar sind. Diese werden mit anderen gewohnten Alltagstätigkeiten verknüpft, die als Erinnerungsanker dienen („Trigger“). Die Verhaltensweise soll so klein sein, dass sie nicht viel Zeit benötigt und damit gut im Alltag integriert werden kann.
In seinem TED-Talk illustriert er die Methode mit einem eigenen Beispiel: Um seinem Ziel, fitter zu werden, näher zu kommen, hat er sich zwei Liegestütz vorgenommen, die er nach jedem Weg zur Toilette durchführte. Die Anzahl hat er dann langsam erhöht und sein Ziel somit erreicht.
Durch die ständige Wiederholung geht die Routine mit der Zeit in Fleisch und Blut über und gehört irgendwann zum alltäglichen Verhalten – genauso wie Zähneputzen. Lob und Belohnung ist dabei übrigens auch wichtig. Positives Feedback stimuliert das Gehirn, besonders wenn es von außen kommt, funktioniere aber auch mit Selbstlob.

»Quick Wins« – die Erfolgsformel fürs Change Management

Die Methode deckt sich recht gut mit Erfahrungen aus dem Change Mangement. Dort heißt es nach John Kotter »Kurzfristige Erfolge anstreben«. Diese Quick-Wins sind kleine Erfolge, die rasch eintreten und für Zuversicht und Bestätigung sorgen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Diese dürfen nicht den Zufall überlassen werden, sondern müssen gezielt mitgeplant werden. Sie gehören daher zu den »8 Stufen erfolgreicher Veränderung« nach John Kotter.

Wenn Sie eine Veränderung im Unternehmen oder auch bei sich angehen wollen, fangen Sie klein an. So klein, dass es keine richtige Ausrede mehr gibt. Schauen Sie aber auch auf ausreichend Wiederholung und Erfolg. Anstelle die gesamte Besprechungskultur ändern zu wollen, fangen Sie zum Beispiel mit einem (Daily) Stand-up Meeting zur aktuellen Abstimmung an: eine kurze Besprechung im Stehen, die regelmäßig („daily“) zu fixen Zeiten stattfindet, mit gleichem Ablauf und gleicher Struktur. Und dann heißt es DURCHHALTEN …

 

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