Leopold Stieger – Ein Nachruf
Ein Leben voller Mut und Innovation!
Mit großem Respekt und tiefer Dankbarkeit nehmen wir Abschied von einem Menschen, der tiefe Spuren hinterlässt. Leopold Stieger, dem Gründer der GfP – Gesellschaft für Personalentwicklung GmbH, einem echten Pionier der österreichischen PE-Landschaft und einem Menschen, der mit Leidenschaft, Weitblick und Humor bewegt hat.
von Florian und Clemens Stieger
Leopold war ein Mensch mit Haltung und Herz. Für uns war er vor allem: Ehemann, Vater, Großvater, Partner, Wegbegleiter. Und immer ein großer Ermöglicher!
Geboren 1939 in einer sehr schweren und unruhigen Zeit, aufgewachsen in der Molkerei seines Vaters im Innviertel, war Leopld früh klar: Wer etwas will, muss etwas tun. Mit zehn Jahren kam er ins Internat nach Salzburg – harte Schule, kaltes Wasser, viel Latein und Altgriechisch. Aber auch die ersten Schritte Richtung Eigenständigkeit: Leopold fotografierte seine Mitschüler und verkaufte ihnen die Bilder. Ein erster Beweis für sein unternehmerisches Gespür.
Ursprünglich sollte er Priester werden. Er begann ein Theologiestudium in Wien, wechselte dann zur Hochschule für Welthandel – und fand dort seinen eigenen Weg. In der katholischen Hochschulgemeinde traf er auf starke Persönlichkeiten, lernte Verantwortung zu übernehmen – und begegnete Elisabeth, seiner späteren Frau und langjährigen Weggefährtin.
Er promovierte, forschte im Bereich Personalwesen, führte Interviews mit Führungskräften – und erkannte: Es fehlt in der Berufswelt der ehrliche Austausch. Also organisierte er ihn einfach selbst. Aus dieser Idee entstanden die bis heute bestehende Arbeitsgemeinschaft Personalwesen. 1972, mit drei kleinen Kindern und dem vierten unterwegs, ging es rund in der Familie, aber auch in Leos Berufsleben. Denn er gründete die GfP – Gesellschaft für Personalentwicklung und entschied sich mit Anfang 30 für den mutigen Schritt in die Selbstständigkeit. Das war zu einer Zeit, wo sich kaum jemand mit diesem Thema beschäftigte. Es war nicht leicht, den Firmentitel ins Handelsregister einzutragen, weil der Begriff „unbekannt“ war. Er war wirklich ein richtiger Pionier – und seine Motivation entstand nicht, weil es modern war, sondern weil er überzeugt war: Menschen können sich entwickeln, wenn man ihnen Raum, Methoden und Vertrauen gibt.
Personalentwicklung = Entfesselung
Leopold brachte ganz neue Ideen nach Österreich und in Unternehmen: Autogenes Training, Moderation, Bioenergetik, Transaktionsanalyse, Open Space. Und er entwickelte ein Format zur Selbstentwicklung, das über Jahrzehnte in Unternehmen wie Continental, Airbus und vielen anderen wirkte – immer praxisnah, tiefgreifend, nachhaltig.
Sein Lieblingssatz: „Es geschieht meiner Mutter schon recht, dass ich mir die Finger abfriere, warum zieht sie mir keine Handschuhe an.“ Für Ausreden hatte er wenig Geduld. Aber Veränderungen waren seine große Leidenschaft! Er gründete Neuland Österreich, als es keine passenden Moderationsmaterialien gab. Er entwickelt ein Führungssystem, organisierte den ersten Qualitätszirkel-Kongress, startete die erste umfassende PE-Ausbildung und verfasste mehrere Fachbücher, die heute noch seine Pionierleistungen verdeutlichen.
Seiner Zeit war er oft voraus als großer Netzwerker und Möglichmacher. Mitgründer von IODA (International Organization Development Association), Gründer von Heptaccon (für PE-Outsourcing), und er brachte früh digitale Tools in die PE-Arbeit – inklusive Website, Videotechnik und ersten Online-Formaten. Immer mit dem Gedanken: Was braucht es, damit Lernen wirklich wirkt? Wie können Potenziale entdeckt und genutzt werden?
Sein Lebenswerk wurde 2005 mit dem Professorentitel gewürdigt. Für Leopold war das schön – aber wichtiger war ihm, dass sein Lebenswerk weiter wächst – und genau dafür hat er frühzeitig gesorgt. Mit Offenheit, Mut und Klarheit gestaltete er die Übergabe an die nächste Generation. Auch nach dem Tod von Elisabeth blieb er dem Leben zugewandt. Mit Margit fand er eine Partnerin, die ihn verstand und unterstützte. Gemeinsam lebten sie noch viele gute Jahre – in enger Verbindung zur Familie.
Und ja, Leopold blieb bis zuletzt aktiv. Mit Seniors4Success baute er eine Plattform für Menschen im dritten Lebensabschnitt. Er hielt Vorträge, moderierte Veranstaltungen, dachte weiter. Sein letzter Geburtstag – der 85. – wurde zu einem großen Fest. Es war genau so, wie er es sich gewünscht hatte.
Leopold war nicht perfekt. Aber er war echt. Er konnte fordern, fördern, zuhören und lachen. Er glaubte an das Gute im Menschen – und daran, dass Entwicklung immer möglich ist. Leopold Stieger war kein Verwalter, sondern ein Gestalter. Wir sind stolz auf ihn. Und wir sind dankbar für seine Ideen, seine Tatkraft und seine Menschlichkeit. Und wir feiern sein Lebenswerk – weil es noch immer bewegt.
In Liebe und tiefer Verbundenheit – deine Familie, das Team der GfP, seine Kolleg*innen, Partner*innen und Freund*innen im Geiste.
Hier geht es weiter zum Nachschauen.