»Schulterblick« als Lernformat
Lernen voneinander am Arbeitsplatz - Teil 1
von Clemens
Kennst du das? Du hast einen Ablauf, wie du Dinge machst. Das funktioniert gut und du brauchst da nicht darüber nachdenken. Und dann schaust du zufällig jemandem anderen beiläufig zu wie er*sie dieselbe Task ganz anders macht - schneller, einfacher. Oder umgekehrt, jemand schaut dir zu und sagt dann „interessant, so kann man das ja auch machen!“.
Das nennt man Lernen! Es sind vielleicht nur Kleinigkeiten. Aber es können manchmal richtige Aha-Momente sein! Ob das einfache Kniffe sind, wie man ein Programm bedient, Dokumente scannt, Nachrichten sortiert, Informationen bekommt, das Kopfhörer-Kabel aufrollt. Manchmal sind es Hacks, manchmal unbekannte Features, manchmal einfach nur anders. Oft sind es gar nicht Expert*innen sondern einfach normale „User“, von denen man etwas lernen kann. Das sind dann einfach Kolleg*innen, die neben einem Sitzen am Arbeitsplatz oder in einem Meeting.
Wir nennen dieses Lernen „Schulterblick“, jemandem anderen beim Tun live „über die Schultern blicken“….
Schon in der Vor-Covid-Zeit haben wir das im Team immer wieder genutzt, um voneinander zu lernen. Während der Pandemie war es der „Überlebensmodus“, um
rasch für die verschiedensten Tools und Situationen fit zu werden (auch wenn die Schulterblicke eher virtuell war: „Teile einmal deinen Bildschirm…“).
Später ist uns gedämmert, dass das ein richtiges Lernformat ist.
Es ist ein bescheidenes Lernformat, weil es so "nebenbei" abläuft. Aber genau das ist auch grandiose daran. Eben weil es so beiläufig ist, lässt es sich einfach im Alltag integrieren. Weder viel Zeit noch viel Abstimmung ist dabei notwendig. Alles was es braucht sind eben zumindest 2 Personen, eine*r der*die etwas herzeigt, eine zweite Person die sich etwas "abschaut". Und schon kann es stattfinden.
Wie bei allen Formaten, gibt es ein paar Herausforderungen, damit sie funktionieren können:
- Es braucht die Bereitschaft, etwas offen zu legen und sich damit eine gewisse Blöße zu geben.
- Es braucht auch eine Neugier auf der lernenden Seite und Mut, andere anzusprechen und nachzufragen.
- Es braucht auch den Mut, durchaus banale Aspekte, Alltägliches offen zu legen oder danach zu fragen.
Wie so oft beim Lernen, auch hier geht es also wieder um Haltung, um eine grundsätzlich Lernbereitschaft: einen "Learner´s Mindset". Und das gelingt überraschend gut im informellen Bereich. Wenn wir es nun auf die formale Ebene heben wollen, kann es schwieriger werden. Und das ist nun genau die Kunst dabei: soviel vom informellen erhalten und gleichzeitig auch formalen Rahmen geben. Das ist dann mehr eine "Schutzraum" oder eine Erlaubnis, nicht gleich etwas, das man ins LMS eintragen kann. Etwas Fingerspitzengefühl ist schon notwendig.
Der »Schulterblick« fügt sich damit in die Lernformate für "New Learning" ein. Aspekte wie Peer- & Social Learning, selbstverantwortliches Lernen, "learning in the flow of work" oder "vom Pull zu Push" spielen eine Rolle. Es ist also ein gutes Format, um auch neue Weg des Lernen im Unternehmen zu gestalten.
Neugierig? Dann rede mit uns über unsere Erfahrung und wie du es bei dir im Unternehmen anwenden kannst.
Und zum Lernen von AI ist es auch genial! Aber dazu ein andermal....